3-monatige Weiterbildung in Beijing: Prüfungen!
Beijing, Sonntag, 7. April 2002

Bald ist nun ein Monat vergangen, seit ich zum ersten Mal hier aus Beijing berichtet habe. Gerne hätte ich euch zwischendurch mal was Neues erzählt. Aber auch hier zieht halt der Alltag irgendwann ein und es konnte ja nicht darum gehen, irgendetwas zu erzählen, damit diese Seite gefüllt wird.

Nun aber gibt es wieder einmal etwas mitzuteilen. Zum einen habe ich ja seit Donnerstag Besuch aus der Schweiz: Rosie und Sandro sind hier und wir verbringen jede freie Minute zusammen. Zum andern sind, und das wussten wir beim Buchen noch nicht, am Dienstag, den 9. April, meine ersten Prüfungen. So muss ich halt trotz Besuch aus der Schweiz weiterhin ins Training.

An diesem 9. April werde ich im alten Wustil und in der Schwert-Wettkampfform geprüft. Über den Ablauf weiss ich selber noch nichts Genaues. Klar ist einfach, dass diese beiden Formen sitzen müssen. Rosie und Sandro können mir dann also gleich hier vor Ort die Daumen drücken.

Da hier ja keine Ostern gefeiert wurden, gab's für mich damals keine freien Tage. Dafür gehen in China dann mit dem 1. Mai die Türen für eine Woche zu. In dieser Zeit fahre ich für 3 Tage ins Wudang-Gebirge, dem mystischen Geburtsort des Taijiquan. Wobei es dafür ja bis heute keinen Beleg gibt. Aber Tatsache ist, dass sich die inneren Kampfkünste (wie Taijiquan) bis heute auf den Daoismus und die Wudang-Berge berufen, während die äusseren Kampfkünste ihre Wurzeln im Shaolin-Kloster und im Buddhismus sehen.

Das Wudang-Gebirge ist u.a. bekannt aus dem Film "die Tochter des Meisters" mit Zhao Changjun aus Xi'an (ja, dort wo Leo, der bei uns Wushu- und Taijiquan übte, seit bald einem Jahr trainiert). Einem weiteren Publikum geöffnet hat sich dieses Gebirge aber auch mit dem jüngst weltweit erfolgreichen Film "Crouching Tiger Hidden Dragon". Ich werde im Wudang-Gebirge auch so was wie ein Schnuppertraining im Wudang-Stil besuchen, einfach um ein bisschen an diesem so berühmten Stil zu riechen.

Danach fahre ich nach Xi'an, um Lehrer Fanqiang (er war im Januar bei uns in Unterentfelden), Lehrer Zhao Changjun (Direktor der dortigen Schule) und natürlich unseren Schüler Leo zu besuchen. Ich hoffe, da dann auch noch etwas Wushu trainieren zu können. Gerne lasse ich mir dann von Leo sein erworbenes Können demonstrieren. Wie ich gehört habe, soll er sehr fleissig sein...

Zum Schluss nochmals ein paar Fotos aus Beijing:

Bilder

Die Bilder sind ganz frisch, d.h. von heute und zeigen, wie ich mich auf die Prüfungen von übermorgen vorbereite. Die grössere Leistung vollbrachte dabei allerdings Rosie, die trotz nicht ganz süditalienischen Temperaturen wacker schlotternd diese Bilder schoss.
Die meisten von euch dürften den alten Wustil ja überhaupt nicht kennen, so dass ihr hier ein paar Eindrücke erhält. Nebenan seht ihr die Wolkenhände. Typisch für den Wustil ist der oft etwas kürzere Grundschritt, die nach hinten gelegte Handfläche der Führhand und die kleineren Bewegungen, d.h. die Hände dürfen in der Regel nach vorne nicht über den Fuss hinaus. Das ist für Yangstil Geübte sehr ungewöhnlich.

   
   


Weitere Fotos vom alten Wustil, einmal "die einfache Peitsche" also "danbian" und dann einer von zwei "bai lain-Tritten". Der hier Abgebildete nach einer halben Drehung auf einem Bein zum Stillstand.

   
 


Eher wieder bekannt werden euch die Bewegungen aus der Schwertform sein. Daneben wohl ohne viel Worte Rosie und Sandro an der Sportuniversität von Beijing.

 
   

Die Bilder des Trainings entstanden in einem kleinen Park an der BLCU, der Fremdsprachenuniversität von Beijing. Unmittelbar neben dieser Universität wohne ich.

Zum Abschluss nochmals ein Bild von Sandro und was er unter "Chinesisch Essen" genau versteht..

Ich freue mich, dass ich euch wieder direkt aus Beijing habe informieren können. Falls mich jemand direkt kontaktieren möchte, dann ist dies am Besten über jwiesendanger@wushu-akademie.ch möglich. Sollte jemand unserer Trainierenden noch ein "Gwändli" zum Preis von CHF 150.- wünschen, könnt ihr dies direkt bei mir oder auch bei Rosie bestellen. Sie wird bei ihrer Rückkehr in die Schweiz eine Farbpalette mitnehmen. Nebst der Farbe brauchen wir lediglich noch die Körpergrösse.

Ich schicke allen Lesern liebe Grüsse aus Beijing.

Jürg Wiesendanger, Beijing

Sekretariat Wu Shu Akademie Schweiz:
info@wak.ch