Chinareise 2003: Feedback
von Teilnehmenden
Elisabeth Schaffner schrieb uns zur diesjährigen Reise
Folgendes:
"Die Schon in meiner Kindheit habe ich Bücher gelesen
über Menschen die in China und in der Mongolei oder in Tibet
lebten.
Seit 4 Jahren trainiere ich Taijiquan. Noch nie habe ich eine
Sportart mit soviel Freude und Ausdauer betrieben. Was ist es, das
mich daran bleiben lässt? Warum wollte ich die Reise unbedingt
mitmachen? Ich war sehr gespannt.
Obwohl mich die grandiose Landschaft sehr beeindruckt hat, möchte
ich mich auf einige kulturelle Aspekte dieses riesigen Landes beschränken,
sonst wird dieser Bericht überhaupt nie fertig.
Kultur heisst für mich: Etwas von Menschen Geschaffenes
oder Erschaffenes. Und davon haben wir in so kurzer Zeit unglaublich
Vieles gesehen und erlebt. Es fällt mir nicht leicht, es zu
ordnen.
Vor etwa 15 Jahren, als ich mich mit meiner Rolle als Frau und
dem feministischen Gedankengut allgemein auseinander setzte, habe
ich mich auch mit dem Thema Matriarchat beschäftigt.
Nie hätte ich vorausgesehen, dass ich im kommunistischen
China eine Volksgruppe finden würde, die seit sehr langer Zeit
und heute noch offenbar erfolgreich, nach einem matrilinearen Familiensystem
lebt. Wir durften auf einer eher beschwerlichen aber sich sehr lohnenden
Fahrt mit ihr Kontakt aufnehmen, ihre Werbelieder und Tänze
und ihre Häuser kennen lernen, was mich so begeistert hat,
dass ich jetzt zuhause noch mehr darüber lese ("Im Land
der Töchter" heisst das Buch).
Dass es in der Nähe auch ein Minderheitenvolk mongolischer
Abstammung gibt, war mir zwar vorher nicht bewusst. Es hat mich
aufgrund meiner Geschichtskenntnisse nur etwas weniger überrascht,
dafür umso mehr gefreut.
Und dass wir uns geografisch schon fast im Tibet befanden, hat
mich dazu gezwungen, der Tatsache, dass das Tibet ein Teil von China
ist ins Auge zu schauen.
Zum Glück hat die Kulturrevolution nicht allzu lange gedauert
und hat nicht ganz alles von diesen alten Kulturen zerstören
können.
Ich habe erfahren, dass die alten Musikinstrumente in der Erde
vergraben worden sind und heute versucht wird, die alte Musik wieder
zu spielen und zu bewahren. Dank der modernen Technik wird sie jedenfalls
auf Tonträgern bewahrt werden können. Ich schätze
mich glücklich, dass es mir ermöglicht wurde in Lijiang
dem Konzert "Naxi Ancient Music" im Original beizuwohnen.
Es war ein grossartiges Erlebnis für mich, dem Klang der alten
Instrumente in diesem Konzert zu lauschen. Schon lange faszinieren
mich die grossen Trommeln, aber auch die zweiseitige Geige und die
hölzernen Flöten, die einen ganz eigenen Klang aufweisen.
Ich denke, dass sich auch in der Internetgeneration noch Leute finden
lassen, die die alten Traditionen mit den neuen gleichberechtigt
leben wollen, obwohl der alte Professor, der durchs Konzert führte,
da eher pessimistisch zu sein scheint.
Die typischen chinesischen Tusche-Bilder weisen alle drei Komponenten
auf, hat uns der Professor der Kunstakademie in Guilin erklärt:
Tuschemalerei mit dem Pinsel, Schrift (Kalligraphie) und Stempel.
Da Tusche so schnell trocknet, kann nichts mehr korrigiert werden.
Ein gutes Vorstellungsvermögen und eine durch viel Übung
erworbene und verfeinerte Technik sind Voraussetzung für den
Erfolg. Natürlich konnte ich es nicht lassen, vom Künstler,
der mich durch die grosse vielseitige Ausstellung führte und
mich zuletzt auf seine eigenen Bilder hinwies, etwas zu kaufen.
In dieser Kunstausstellung befand sich auch eine kleine Abteilung
mit echtem antikem Porzellan, das ja im Englischen den Namen "China"
hat, welche ich aufmerksam studierte. Es waren auch wertvolle Stücke
aus der Mingzeit dabei.
Fasziniert hat mich, dass auf dem Markt in Yangshuo, in der
Nähe von Guilin, ein Stand zu finden war, an dem man neugestaltetes,
unglaublich feines, durchschimmerndes Porzellan (vorwiegend Vasen
oder Windlichter) kaufen konnte. Ein Künstler hat die alte
Porzellantechnik wieder aufgenommen und weiterentwickelt, vor allem
bezüglich der Glasur. Einige seiner Werke sind auch schon wieder
Museumsstücke.
Die Seide darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Wir haben
eine Seidenspinnerei besichtigt und liessen es uns natürlich
nicht nehmen, auch diverse fertige Erzeugnisse aus Seide einzukaufen.
Ebenso ging es in den Perlenläden offiziell um Information
über die Art der Perlenherstellung oder -gewinnung. Die Männer
waren etwas weniger begeistert als die Frauen in unserer Gruppe,
da das Portemonnaie schnell leichter wurde wenn der Wunsch der Frauen,
sich mit schönen Kleidern und Perlenketten zu schmücken
nicht zu bremsen war.
Schön geschmückte und in farbige Seidenkleider gewandete
Schauspieler und Tänzerinnen zeigten uns auf Theater-Bühnen
Ausschnitte aus der chinesischen Kultur vergangener Zeiten. Hervorragend
waren auch die Akrobatikshow in Peking und die Darbietungen des
Zhao Changjun Wushu Institute in Xi'an.
Aber auch im Alltag zeigte sich, dass in China der Wunsch nach
Schönheit und Körpertraining wichtig ist. Wir sahen viele
mit Blumen oder farbigen Lichtreklamen geschmückte Häuser
und Plätze und jeden Morgen findet man Menschen auf grösseren
Plätzen, die ihre Taijiquan-Übungen sehr ernst nehmen.
Neben Taijiquan sind auch die Fussreflexzonenmassagen sehr beliebt.
Die Blumentöpfe mit den blühenden Pflanzen die kunstvoll
in den Fussgängerzonen als Schmuck arrangiert werden, sollen
laut unserem dortigen Reiseleiter zum grössten Teil aus der
Frühlingsstadt Kunming stammen und von dort ins ganze Land
verschickt werden.
Zum Schluss komme ich natürlich nicht umhin, mit den gigantischen
kulturellen Werken "Himmelstempel", "Verbotene Stadt",
"Terracotta-Armee" und "Grosse Mauer" eine Verbindung
von Kunst und Technik zu machen. Dazu passt wohl auch, dass wir
an einem triumphalen Moment in der chinesischen Geschichte teilhaben
duften, dem erfolgreichen ersten Flug eines Chinesen ins Weltall.
Der Astronaut Yang Liwei hat aber leider mit dem Mythos aufräumen
müssen, dass man die Grosse Mauer von soweit oben sehen kann.
Sehr weit oben waren auch wir, nämlich auf dem höchsten
Turm, einem der 3000 Wolkenkratzer Shanghais, dem über 400
m hohen Jinmao-Tower. Und da in Shanghai sehr viel Verkehr mit dem
Auto stattfindet, haben sie die Strassen an einer Stelle 5-fach
übereinander bauen müssen, was einen speziellen Anblick
bietet.
Bei einer so gut organisierten Reise erstaunt es wohl niemanden,
dass wir unter anderem auch Grün- Tee getrunken und Peking-Ente
gegessen haben. Die Hotels wiesen westlichen Standard auf, die Flugzeuge
waren modern und pünktlich und überall, sogar auf 3000
m ü M., am abgelegenen Lugusee, hatten wir Handy-Empfang.
Die lokalen Reiseleiter und Reiseleiterinnen arbeiteten professionell,
hatten ein grosses Wissen und waren fröhlich, freundlich und
hilfsbereit. Dass Jürg Wiesendanger (Wisi) jeweils vor Ort
noch einige zusätzliche Drähte gezogen hat, um noch etwas
extra zu organisieren oder zu verbessern, ist, falls überhaupt,
positiv aufgefallen.
Ich danke Wisi und Rosie, sowie Charlie, Haiming und ihren Verwandten
in China ganz herzlich, dass sie mir diese eindrücklichen Erlebnisse
ermöglicht haben."
Der Reisebericht von Elisabeth beleuchtet im Verhältnis zu
den beiden ersten Berichten von Susanne und Peter neue Aspekte zur
Chinareise 2003. Auch ihr sei deshalb an dieser Stelle herzlich
gedankt!
Sekretariat Wu Shu Akademie Schweiz:
info@wak.ch
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