Vom Yonghegong über den Daguan-Park zu den Hutong von Beijing!

Wenn ihr diese Nachricht lest, werde ich bereits wieder zurück sein in der Schweiz. Nichts desto trotz möchte ich euch allen noch meinen letzten Ausflug in Beijing näher bringen. Dieser Ausflug führte mich vom Yonghegong, einem der grössten und bekanntesten tibetanisch-buddhistischen Tempel ausserhalb von Tibet, zum Daguan-Park und am Schluss zu den Hutong, den traditionellen Quartieren Beijings.

Zu den Hutong (was man etwa mit "enger, schmaler Durchgang" übersetzen kann) noch soviel: Sie verschwinden mit der zunehmenden Modernisierung aus dem Stadtbild von Beijing. Allerdings gibt es geschützte Hutong, welche nicht abgerissen werden dürfen. Typisch für Hutong sind nebst schmalen und engen Gassen, die einstöckigen, sehr einfachen Backsteinhäuschen. In diesen Quartieren ist die öffentliche Toilette noch gang und gäbe, weil die Häuschen oft nur sehr primitiv eingerichtet sind. Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich in diese Quartiere zu stürzen. Wer das gleich noch mit Shopping verbinden will, kann dies in der Nähe des Qianmen (siehe Bild ganz unten) tun. Dort beginnt die berühmte "silk street", in der man weiterhin, nebst anderem, Seidenkleider kaufen kann. Es ist ein unglaubliches Gewühl, aber nach wie vor braucht es nur ein paar Schritte, um sich in den ruhigen, von Touristen nicht besuchten Gassen zu verlieren.

Die Hutong-Einwohner sind nicht alle erpicht darauf, in die sogenannten "gaolou" (Hochäuser) zu ziehen, da die Enge der Hutong erst zu dieser einzigartigen Nähe, Verbundenheit und nachbarschaftlichen Hilfsbereitschaft führe. Der China-Reiseführer von lonely planet zitiert denn auch ein chinesisches Sprichwort dazu: "Yuanqin buru jinlin" (=nahe Nachbarn sind besser als entfernte Verwandte). Die Olympiade 2008 wird wiederum viele dieser Hutong zum Verschwinden bringen. Darum: Geht hin und verliert euch darin, solange sie noch da sind!

Am letzten Donnerstag traf dann auch noch Daniel Weber (die meisten vom Taijiquan werden ihn kennen) in Beijing ein. Ich führte ihn, so gut es in der kurzen Zeit noch ging, in Beijing ein und half ihm bei den Einschreibungen an der Uni und an der Schule, wo er Chinesisch-Unterricht nimmt.

Am Freitag, den 14. Mai, lud uns Lehrer Huang, unser Taijiquan-Lehrer an der Sportuniversität von Beijing, zu sich nach Hause zum Essen ein. Dabei waren nebst Dani und mir auch noch eine Mitstudentin aus Australien und ein Mitstudent aus Korea. Frau Huang hatte uns versprochen, dass sie persönlich kochen werde. Daraus wurde dann aber nichts, weil gerade das Gas ausgefallen war. Das sind so kleine Dinge, die halt immer mal vorkommen können. Die Huangs wohnen übrigens in einer neu konzipierten und sich noch im Bau befindlichen grossen Wohnsiedlung von Beijing. Wobei eigentlich ist es vielmehr ein eigener Stadtteil. Schliesslich sollen dort später einmal 3 Mio. Menschen wohnen.

Aber zurück zum Essen: Das wurde dann kurzfristig auswärts bestellt. In der Hitze des Gefechts ging leider vergessen, dass wir Westler in der Regel scharfes Essen nicht so gewohnt sind. Von den vielen Gerichten gab es dann das eine oder andere bei dem ich mich fragte, wie es kommt, dass sich dieses Essen nicht gleich glatt durch den Topf hindurchfrisst. Der Koreaner hingegen strahlte natürlich: Er ass dieses Zeugs wie unser Klein-Sandro Popcorn. Für ihn war es das Schlaraffenland! Der Vorteil an einem chinesischen Essen ist jedoch: Jeder findet immer irgend ein Gericht, welches ihm zusagt, denn es steht ja alles Mögliche auf dem Tisch. Von hier aus nochmals herzlichen Dank an Lehrer Huang. Dani wünsche ich eine gute und lehrreiche Zeit.

Bild ganz oben und das Bild links darunter: Yonghegong, buddhistiischer Tempel
Nachfolgende Bilder: Daguan-Park
Nachtbilder (zweimal, hochformatig): Hutong, die traditionellen Häuser und Gassen Beijings
Letztes Bild unten: Qianmen, das mächtige, "vordere Tor" als südlicher Eingang zur Stadt.

 

 

Jürg Wiesendanger

Sekretariat Wushu Akademie Schweiz:
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