Jehmsei Keo über seinen China-Aufenthalt 2004 in Xian und ZhengzhouJehmsei, einer unserer Schüler aus der Wushu-Abteilung, war ja jüngst für ca. 5 Wochen in China. Was dabei seine Eindrücke waren, hat er im folgenden Bericht zusammengefasst. Vielen Dank, Jehmsei und weiterhin alles Gute. Jürg Wiesendanger

Ankunft in Xian, Nordwestchina
Nachdem ich ungefähr 14 Stunden geflogen war, kam ich endlich in Xian an, wo mich bereits Lehrer Fanqiang, Nino und Haiping erwarteten. Sofort nahmen sie mir meinen Koffer ab und wir fuhren zu meinem Hotel, wo ich für dreieinhalb Wochen wohnen sollte. Nachdem ich mein Gepäck in meinem Zimmer deponiert hatte, gingen wir bereits das erste Mal fein Essen.

Aufenthalt: Xian
In Xian weilte ich während dreieinhalb Wochen. Ich trainierte Montag bis Freitag am Morgen, sowie am Nachmittag zwei Stunden. Und am Samstag morgen nochmals zwei Stunden. Der Sonntag war frei, damit ich mich auch mal wieder erholen konnte. Ich genoss immer Privatunterricht, denn meistens trainierten nur Nino und ich bei Lehrer Fan. So konnten wir immens profitieren. Da wir nur zu zweit waren, bemerkten wir schon bald den Muskelkater, welcher uns einige Wochen begleitete;-) Nino trainierte vor allem Tanglangquan (Gottesanbeterin) und Liu Xing Chui (Meteor Hammer), während bei mir der Adler im Vordergrund stand. Und wieder einmal zeigte sich, was Lehrer Fan für ein ausgezeichneter Trainer ist: Er hatte wirklich viel Geduld mit uns und erklärte alles super. Nun stellt sich natürlich die Frage: Wie verständigt sich Jehmsei in China? Nun, Nino hat da Chinesisch gelernt und konnte mir so alles Wichtige übersetzen. Natürlich sorgte das bei den Chinesen für lange Gesichter. Ein chinesisch aussehender Junge, welcher nicht chinesisch spricht, dafür eine andere Sprache akzentfrei kann und daneben der Europäer, der chinesisch kann. Etwas sehr Ungewohntes für die Chinesen. Mir hat es auf jeden Fall Spass gemacht, die Chinesen glauben zu lassen, ich spreche chinesisch. Doch oft wurde ich angesprochen und da konnte dann eben nur sagen: I don't speak chinese. , was auch wieder für lange Gesichter sorgte. Nach einiger Zeit hatte ich ein paar Wörter in mein Vokabular aufgenommen, für den Fall, das ich mal wirklich etwas dringend brauche (Essen, Toilette;-)) Schon bald neigte sich mein Aufenthalt in Xian dem Ende zu. Deshalb nutzten wir die Zeit nochmals intensiv zum Trainieren. Nino und ich übten mit dem Stadtteam von Xian. Alles Kinder im Alter von ungefähr 12 Jahren. Auch diese merkten bald, dass ich kein reinrassiger Chinese bin und sie hatten grosse Freude an mir. Sie fragten mich Sachen auf chinesisch, obwohl offensichtlich war, dass ich kein Chinesisch sprach. Diese Kinder will ich auf jeden Fall wieder sehen, wenn sie älter sind. Da bemerkte man auch den Unterschied zum schweizerischen Niveau. Und dies war erst ein Stadtteam. Während diesen dreieinhalb Wochen hat sich Lehrer Fan um mich gekümmert, wie kein Anderer. Er brachte mir jeden Morgen(!) etwas zu Essen, lud mich immer und überall ein und zeigte mir die Stadt. Auch Nino und Haiping kümmerten sich super um mich. Nino, welcher immer alles übersetzte und Haiping, welche auch immer überall half, wo sie konnte. Ein besonderer Dank geht also an diese drei Personen. Dank Ihnen hätte mein Aufenthalt in Xian nicht besser sein könnnen.

Zhengzhou
Ich kam zwei tage vor dem Turnier in Zhengzhou an, so dass ich noch das Provinzteam von Henan besichtigen konnte. Was mir dort geboten wurde, war übermenschlich. Das Profiteam trainiert in einem Sportareal, wo alle Sportler wohnen (nicht nur Wushu). Dabei sind mir die Unterschiede der topmodernen Halle und der eher ärmerlichen Wohnungen aufgefallen. Es war interessant zu sehen, wie die Profis trainierten. Beispielsweise ist Kraftraining (nicht nur leichtes, sondern brutales!!!) fester Bestandteil des Trainings. Mit dem Team trainierte das restliche Team der Schweizer Nationalmannschaft, wenn sie nicht verletzt waren…oder kein Geld mehr ausgeben wollten, so wie ich (zusätzlich wollte ich mich noch schonen;-)) Bald zogen wir dann um in ein 3-Sterne Hotel. Das Turnier war ein riesig grosses Ereignis. Nicht um sonst hiess es ja "Traditional World Wushu Festival". Und da es ein Festival war, gab es keine exakte Rangliste, dafür Ausflüge zum Shaolintempel oder eine Oper. Das Niveau des Turniers war teilweise recht hoch, so schickten doch die Chinesen einige Profiathleten. Mit meiner Leistung war ich nicht ganz zufrieden. Der Teppich war mir ein bisschen ungewohnt rutschig, so dass ich einen Sprung verpasste. Und die Ausdrucksteile waren nicht so schön, wie ich sie eigentlich hätte machen sollen. Doch trotz allem kann ich glücklich auf das Turnier zurückschauen. Ich war in der 2. Siegerkategorie platziert und hatte viel Erfahrung sammeln können.

Shanghai
Die letzen zwei Tage wurde dann zusammen mit dem Natiteam in Shanghai verbracht, wo wir noch einmal ausspannen konnten, bevor uns der Alltag in der Schweiz wieder einholte.

Fazit
China war einer der besten Entscheidungen in meinem Leben und ich werde sicher wieder dorthin gehen…vorher vielleicht noch ein wenig Chinesisch lernen;-)
Am besten gefallen hat mir die Zeit in Xian mit Lehrer Fan, Nino und Haiping. Wunderbar!

Hier eine Foto von Jehmsei mit Adlerstil am Wettkampf in Zhengzhou. Ich schrieb ja schon andernorts über die Einsamkeit des Wettkämpfers auf dem Teppich: Das dürfte hier in ganz besonderem Masse zutreffen.(jw)
 
 
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