News aus Xian: Rhythmus gefunden!
Letzte Bilder vor meinem Abflug nach Zhangjiajie
Heute abend fliege ich weiter nach Zhangjiajie in der Provinz Hunan, eine Bergregion, welche wir allenfalls in unser Programm für unsere China-Reise 2006 aufnehmen werden. Danach fliege ich am Mittwoch nach Beijing und werde dort noch ein wenig mit Lehrer Huang und Sibylle trainieren. Meinen Informationen nach hat sie nächsten Freitag ihre Prüfung in Chenstil 56. Hier in Xian haben wir nun in der 2. Woche den Rhythmus vollends gefunden. Deutliches Zeichen dafür war ein Ausspruch von Rebecca: "Wisi, ausser Trainieren, Essen und Schlafen machen wir hier eigentlich nichts". Meine Antwort war, dass ich in der Vorbereitung auch nie etwas anderes erzählt hätte. Die drei Mädchen arbeiten im Training wirklich viel und hart. Deshalb schlafen sie auch entsprechend viel, d.h. täglich zwischen 10 bis 13 Stunden, je nachdem wieviel Schlaf sie am Nachmittag kriegen. Letzten Mittwoch hat nun auch der Chinesisch-Unterricht mit Ye Qianqian begonnen, einer Deutsch-Studentin von der hiesigen Fremdsprachenuniversität. Sie hat neben dem Unterricht offenbar auch Zeit und Lust mit uns zusammen zu sein. Sie hat die Mädchen schon mal zum Einkaufen mitgenommen und wir haben sie zum Essen eingeladen. So kommen die Mädchen nun pro Woche auch noch in den Genuss von 4 Lektionen Chinesisch (ganze Stunden). Die Mädchen haben ihre Lehrerin jedenfalls schnell in ihr Herz geschlossen. Sie sei meganett, sagten sie übereinstimmend. Das mit "nur Trainieren, Essen, Schlafen" gilt natürlich nicht für das Wochenende. Da sind wir ständig unterwegs und zeigen den Drei die Stadt. Aber am Liebsten gehen die Mädchen einkaufen. Sie können dabei Stunden verbringen. Insofern ist China mit all seinen Marktständen für so drei junge Mädchen ein einziger, riesiger Jahrmarkt. Für alle unsere Leute vom Wushu, die wahrscheinlich gerne wissen möchten, welcher Art die Fortschritte denn sind, möchte ich hier kurz ausholen: Die Mädchen haben vor allem gesehen, dass es ohne mehr Kraft nicht geht. Deshalb lassen wir sie viele Schnellkraftübungen machen, allerdings nie in den hohen Zahlen, wie ihre chinesischen KollegInnen (die machen z.B. zwei Wiederholungen à 10, ja 10 Linien Froschhüpfen). Insofern haben sie oft ein bisschen Muskelkater, aber wir versuchen es immer so zu halten, dass ein Training am nächsten Tag noch möglich ist. Und das war es bisher immer. Rebecca hat bereits nochmals deutlich an Kraft zugelegt, so dass ihre qi xiang tui-Übungen (Beinschläge mit Ton) noch lauter knallen als eh schon. Sie wurde hier vom Trainer deshalb auch schon als gutes Beispiel hingestellt! Dabei übt sie fleissig freies Rad mit dem korrekten Absprungbein (bei ihr ja bisher rechts statt links). Melanie hat v.a. beim qian sao tui (Vorwärtsfeger) nochmals zugelegt. Am meisten Freude bereiteten uns Trainern aber ihre ersten technisch korrekten xuanzi (butterfly-Sprünge), an denen sie schon so lange übt. Weiter sind wir daran, ihren Anlauf sowie den Absprung beim Rad zu korrigieren. Lisa hat vor drei Tagen erstmals ein qian sao tui mit 2.5 Drehungen und nur kurzer Handunterstützung geschafft, gestern mit 2facher Drehung ohne Handunterstützung! Dazu übt sie den Einbeinstand mit Bein zum rechten Ohr hochgezogen. Beim freien Rad hat sie vorgestern 10 davon hintereinander und ohne Handunterstützung geschafft. Das Fazit dieser ersten beiden Wochen ist auf jeden Fall sehr positiv, auch wenn für die Mädchen der Einstieg überaus hart war (siehe die ersten News). Für alle, die unsere Homepage häufig besuchen, verabschiede ich mich nun für ein paar Tage. Vielleicht gelingt mir von unterwegs irgendwo ein Update, aber da der Laptop hier in Xian bleibt (die Mädchen sind z.T. Hardcore-Chatterinnen), müsst ihr damit rechnen, dass es wohl erst so ab dem 20. April wieder Updates gibt.

Jürg Wiesendanger

Hier die Fotos:

Dehnen bei Lehrer Fan: Zwei dicke Sprungmatten auseinanderziehen und darüber dehnen. Dadurch ist man im Schritt frei in der Luft und kann je nach Fähigkeit auch über 180° hinaus dehnen.
 
Das Einkaufsgen meldet sich! Die Drei kaufen fleissig ein. Sie scheinen ganze Wunsch- bzw. Einkaufslisten dabei zu haben.
 
Am letzten Mittwoch fanden die ersten beiden Chinesisch-Lektionen mit Ye Qianqian von der hiesigen Fremdsprachen-Hochschule statt. Sie stammt aus der Provinz Shandong und studiert Deutsch im 2. Jahr.
 
Das ganze Team auf der Stadtmauer von Xian. Die Stadt hat die vielleicht am besten erhaltene Stadtmauer aller chinesischen Städte.
 
Das musste dann natürlich auch noch sein. Ich müsse unbedingt schreiben, dass sie auch wüssten, dass die Stellungen nicht sehr tief seien. Aber die engen Hosen liessen es einfach nicht zu. Ok., damit habe ich meinen Auftrag erfüllt. Die Stadtmauer beim Nordtor.
 
Das Wahrzeichen von Xian: Stadtzentrum mit dem Glockenturm, fotografiert von der Stadtmauer vom Nordtor aus.
 
Herr Shi, von Lehrer Fan auch "lao Shi" genannt (der alte Shi, das ist respektvoll), ganz rechts im Bild lädt uns alle zum Essen ein. Neben Herr Shi ist seine Familie, dann sein Badminton-Lehrer mit Frau, ein weiterer guter Freund von ihm und dann unser Team. Herr Shi organisiert unsere China-Reise 2006.
 
Wir waren dabei in einem Spezialitäten-Restaurant für Essen aus Shanghai, welches mehrheitlich süss ist. Der Fisch im Vordergrund hat den Mädchen dabei natürlich am meisten Mühe gemacht. Sie haben aber doch bereits mutiger probiert, als in den ersten Tagen nach unserer Ankunft.
 
Der Sohn von Herr Shi, 3 Jahre alt, hat uns beim Essen mit einem Ständchen unterhalten.
 
Noch ein paar Worte von Melanie (aufgenommen auf der Stadtmauer) in die Schweiz: "Vor zwei Tagen ist mir endlich der xuanzi (butterfly-Sprung) so geglückt, wie er sein muss. Ich war mega glücklich und alle haben sich mit mir gefreut. Ich grüsse meine Familie, natürlich alle vom Wushu und alle diejenigen, die mich sonst noch kennen."
 
Rebeccas Worte nach zu Hause: "I fend's megacool do in China. Liebi Grüess a mis Mami, a mini Schwöschtere, a alli vom Wushu ond alli mini Frönde und Fröndinne". Rebecca befindet sich auf dem Bild in einer Einkaufsstrasse von Xian, in der sich ein Schuhladen an den andern reiht.
 
Lisa (aufgenommen auf der Stadtmauer) schreibt: "I fend's riesig do in China, nome s'Ässe fend i ned eso fein. Liebi Grüess a mis Mami, de Papi, min Brüeder de Christian ond alli mini Verwandte ond Bekannte".
 
Diesen Herrn brauche ich ja nicht mehr vorzustellen. Lehrer Fan quetscht sich auf dem Bild auf der Stadtmauer zwischen zwei Säulen, welche eine Glocke tragen. Er umsorgt uns hier in Xian wunderbar. Er sagt aber auch immer wieder, dass er sich jetzt schon riesig freue, im Herbst wieder in die Schweiz kommen zu dürfen.
 
 
Copyright © Wushu Akademie Schweiz | info@wak.ch