WM-Flash Nr. 4: Wettkampftag Nr. 1 für das Schweizer Team!

12.11.2007

Nun ist er also vorbei, der 1. Wettkampftag für das Schweizer Team. Leider gab es von der Seite des Taolu-Teams noch keine herausragenden Ergebnisse zu vermelden, während auf Seiten des Sanda-Teams (Vollkontakt) noch alle drei Kämpfer im Rennen sind. Dies ist sicherlich das Erfreulichste am Ganzen. Das beste Resultat für das Taolu-Team lieferte Sandro Amrein mit einer Note von 8.86 Punkten. Sowohl Sami Ben Mahmoud im Nangun, als auch Jehmsei Keo im Säbel und Lisa Derendinger im Speer kamen noch nicht so Recht auf Touren.

Sami hatte auch noch Pech, dass er seinen Stock mitten in der Form verlor. Danach war er - sicherlich nachvollziehbar - gehemmt. Weder Jehmsei noch Lisa hatten schwerwiegende Fehler, aber insbesondere Lisa war an ihrem 1. grossen Anlass noch mit angezogener Handbremse unterwegs. Sie sagte denn auch nach dem Wettkampf, ihre Arme seien wie gelähmt gewesen. Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Es sind unwahrscheinlich viele Eindrücke, die da so auf einen niederprasseln und vieles, ja vielleicht sogar alles, ist anders als an einem einfachen Turnier in der Schweiz. Obwohl Lisa mit einer Note von 8.61 das zweitbeste Taolu-Resultat für die Schweiz holte, liegt ihr Potenzial natürlich, auch wenn wir gar nicht von den unerreichbaren Wushu-Profis Asiens sprechen, wesentlich höher.

Es ist sicherlich noch zu früh, eine Gesamtanalyse zu machen, aber im Bereich der Waffenformen möchte ich für die Kenner unter den Lesern doch noch auf etwas hinweisen: Nachdem nun die ganze Wushu-Welt in den letzten Jahren einen riesigen Effort unternommen hat, um das neue System mit A-, B- und C-Note zu verinnerlichen, wurde vom WM-Organisationskomitee schon früh mitgeteilt, dass an der Weltmeisterschaft in den Waffenformen keine Schwierigkeitsgrade verlangt würden. Die C-Note, welche die Schwierigkeitsgrade bewertet, werde es nicht geben. Auf Schweizer Seite wurde von der Leitung des Nationalteams entschieden, die C-Teile weitgehend aus den Formen zu entfernen, da man der Ansicht war, der Wettkampf würde nun vor allem über die B-Note, und damit über Dinge wie Kraft, Ausdruck, Rhythmus, Tempo, Choreographie etc. entschieden. Nun zeigte sich aber bereits am frühen Morgen, dass dem nicht ganz so ist. Zwar werden die Wettkämpfe tatsächlich über die B-Note entschieden (Sandro hatte z.B. wie einige andere Athleten auch eine glatte 5 in der A-Note, d.h. die Maximalnote), aber die Schwierigkeitsgrade werden da, wenn auch nicht direkt punktemässig, aber doch irgendwie mitberücksichtigt. Denn alle, die vorne sind, haben die Schwierigkeitsgrade weiterhin in ihren Formen drin und z.T. nicht zu knapp. Insofern entpuppt sich dies nun für das Schweizer Team eher als Nachteil. Damit man mich richtig verstehe: Hinterher ist man immer "gschieder". Ich habe den ursprünglichen Entscheid damals logisch empfunden.

Zum andern muss man auch sehen, dass die Leistungsdichte enorm hoch ist: Fei Baoxian, der ehemalige Weltmeister aus Holland, erreichte im Säbel mit einer Note von 9.52 gerade noch Platz 9. Früher hätte dies mit grosser Sicherheit zu einer Medaille gereicht. Ebenfalls beeindruckend: Die Note 9.04, welche früher wohl noch problemlos für einen Platz unter den ersten 10 gereicht hätte, war die tiefste 9er-Note an dieser WM im Säbel. Dieses Mal reichte sie gerade noch für ca. den 30. Platz!

Was sagt uns das? Die Leistungsdichte ist so hoch wie noch nie. Selbst Nationen, welche früher nicht oder nur mit ganz kleinen Teams dabei waren, überraschen heute mit z.T. herausragenden Leistungen. So holte heute Morgen quasi aus dem Nichts der Starter aus Iran die Silbermedaille in Nangun. Wer zögert, gehemmt ist, aus irgendwelchen Gründen nicht mindestens 100% abrufen kann, erhält zwar allenfalls trotzdem eine nach früheren Massstäben anständige Note, ist aber damit bei der vorhandenen Leistungsdichte gleichwohl nur unter ferner liefen zu finden.

Wir sind nun gespannt auf das Changquan der Frauen vom Dienstagmorgen früh. In dieser Kategorie starten Lisa Derendinger und Lakkhana Bui, welche früh ranmüssen. Der Wettkampf beginnt um 8 Uhr, so dass die beiden jungen Frauen um ca. 4.30 Uhr werden aufstehen müssen. Am Abend sind dann Sandro und Sami mit Nanquan an der Reihe. Beides sind also Kategorien, in welcher es eine C-Note geben wird (da waffenlos).

Noch zum Sanda: Das Team hatte gestern noch keinen Kampf. Oliver Hasler, sicher der erfahrenste Kämpfer des Schweizer Teams, trat heute gegen einen Irländer an. Bereits in der 1. Runde gewann er seinen Kampf durch einen K.o. Die andern beiden Schweizer hatten Freilose oder auch Glück, weil ein Gegner zu spät erschien und disqualifiziert worden ist. Bei Oliver Hasler war es der 1/32-Final; im 1/16-Final hat er ein Freilos und wird das nächste Mal gegen einen Kanadier im Achtelfinal antreten müssen.

Ich wünsche dem Schweizer Team für den 2. Wettkampftag alles Gute und viel Glück.

Wushu Akademie Schweiz
Jürg Wiesendanger

Hier war die Welt von Sami noch in Ordnung.
Auch der für die Südstile typische Sprung gelang ihm gut.
So sah die Szenerie um Sami herum aus.
Sandro mit Nangun in seinem neuen Gwändli.
Geschafft! Die Form ist hier zu Ende.
Hier die Note von Sandro, welcher in der A-Note als fehlerfrei (Qualität der Bewegungen) gewertet worden ist. Die B-Note litt (siehe Erläuterungen oben) sicherlich auch unter dem Weglassen der nicht obligatorischen C-Teile.
Lisa scheint den Speer förmlich zu beschwören.
Tiefe Stellungen waren schon immer eine der Stärken von Lisa.
Auch der Spagatsprung klappte gut.
Hier Jehmseis Spagatasprung, der ebenfalls gut gelang.
Jehmseis Schluss-Xubu und gleichzeitig das letzte Bild für heute.

 

 

 
 
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