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Endlich kehrt so etwas wie Alltag
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So, ich weiss, die etwas regelmässigen BesucherInnen unserer Homepage haben sich bestimmt schon gefragt, was bloss los sei, dass ich mich noch nicht aus China gemeldet habe. Aber an sich möchte ich darüber gar nicht viele Worte verlieren. Wer China nicht kennt, kann gar nicht nachvollziehen, was da alles über jemanden rollen kann. Und ich war eigentlich nonstop am organisieren, am neu organisieren, am verhandeln, nochmals verhandeln, kein Tag war wie der andere und es gab also schon das eine oder andere Problem zu lösen. Nun aber scheint es, dass der Alltag einigermassen eingekehrt ist. Alle Trainings sind organisiert, so wie wir sie wollen und wie sie uns allen am meisten bringen.
Wir wohnen alle gemeinsam am selben Ort im neuen Hotel der Sportuni, was mich sehr freut (aber auch einige Verhandlungen brauchte, weil der ursprüngliche Preis einfach unannehmbar war...das war eines der Probleme). Die Zimmer hier sind besser, als das, was eigentlich bestellt war und wenn man vier Wochen hier ist, darf man das nicht unterschätzen. Und morgen schalten sie nun endlich auch die Klimaanlage ein (jedenfalls wurde uns das versprochen...es ist einfach schon sehr heiss hier, drückend fast). Livia und Michelle trainierten die ersten beiden Tage am Nachmittag in einem Team mit (am Morgen haben sie Privatunterricht), was aber einfach nicht so ganz passte. Die Kinder waren zum Teil deutlich älter als sie und trainierten alle schon freie Formen. Zudem begann das Training mal früher mal später und war auch nie zur selben Zeit fertig (auf jeden Fall kürzer als geplant). So entschieden wir uns dann schweren Herzens, diesen Versuch abzubrechen und ihnen anstelle dieses Traininges weiterhin Privatunterricht zu verschreiben (auch das hatte natürlich wieder Preisverhandlungen zur Folge, weil Privatunterricht teurer ist als im Team mitzumachen). So trainieren sie nun am Morgen bei Wang Lina und am Nachmittag bei Zhang Shuai, beides Studentinnen an dieser Uni, deren Wushu-Kenntnisse bereits auf den ersten Blick ausser jedem Zweifel sind. Zhang Shuai spricht sogar ein paar Brocken Deutsch, was das Ganze sogar noch etwas erleichtert. Ich bin aber sehr froh, dass die Kinder die Bewegungsnamen auf Chinesisch verstehen, da wir diese ja auch im Unterricht in der Schweiz verwenden. Das hilft schon sehr viel.
Ein Problem ist, das wusste ich und habe ich immer betont, das Essen in China (jaja, Lisa, Meli und Rebi können ruhig schmunzeln). Aber ich muss zur Ehrenrettung der Mädchen sagen, dass sie tapfer das Allermeiste probieren, so dass wir bislang jeden Tag andere Orte aufsuchen und auch immer wieder was Neues ausprobieren konnten. Gut ist auch, dass sie beide Fleisch essen und heute beim süss-sauren Schweinefleisch ganz ordentlich zugelangt haben (auch wenn das süss-sauer hier nicht dasselbe ist, wie wir es uns gewohnt sind). Zudem hat uns Lehrer Huang gestern alle zu einem Essen in ein "all-you-can-eat-Restaurant" mit westlichem Essen geführt. Da gab es auch Pizza, Pommes und Chicken Nuggets. Jaja, China im Wandel...
Ich selber trainiere in einer Klasse mit ca. 8 Leuten bei Lehrer Huang. Die meisten sind Japaner, aber es hat auch zwei Deutsche dabei, die Heike und der Florian, wobei man bei Florian, der ca. 7 Jahre in und um das Shaolin-Kloster gelebt und trainiert hat, schon fast nicht mehr nur von einem Deutschen sprechen kann. Er ist seit er 14 war (heute ist er 26) fast ständig in China. Sein Chinesisch ist dementsprechend und er bewegt sich auch so, dass man ihm seine Grundschule deutlich ansieht. Er ist sehr gut. Die Klasse gefiel mir vom ersten Tag weg, da es bei so einer Konstellation klar ist, dass gearbeitet wird. Die Japaner machen ihrem Ruf sowieso immer alle Ehre. In all den Jahren habe ich hier eigentlich nur Japaner angetroffen, die ernsthaft und intensiv trainiert haben. Das ist jetzt auch nicht anders. Es ist immer wieder spannend hier, denn man trifft jedes Mal interessante Leute. So auch dieses Mal.
Ich trainiere am Morgen jeweils 2.5 Stunden in der Klasse. Im Moment lernen wir Bagua Zhang und sie repetieren auch Chen 56 sowie den Kurzstock von Lehrer Huang. Da stelle ich mich dann jeweils einfach rein und mache ein wenig mit, da ich den Kurzstock ja nicht kenne, aber die Stocktechniken selber sind mir ja nicht unbekannt. Am späteren Nachmittag habe ich dann jeweils zwei Privatstunden bei Lehrer Huang. Im Moment üben wir da den Wu-Stil (Wettkampfform).
An sich wollte ich noch Chinesisch machen und ich war auch schon dort in der Schule. Leider gibt es zu meinen freien Zeiten nun doch keine passende Klasse, so dass ich schweren Herzens auf diesen Unterricht verzichte. Aber in dieser Zeit werde ich nun wohl weiter an Übersetzungen arbeiten, so dass ich dann quasi im Selbststudium Chinesisch mache.
So, das war also mein erster Bericht aus China. Meinen besten Grüssen in die Schweiz schliessen sich auch Michelle und Livia an.
P.S. an Roland Stutz: "Es ist alles bereit, Roli. Bis bald am nächsten Sonntag."
13.5.09/Jürg Wiesendanger
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