Newsletter Nr. 2: Huangshan, ein Berg versteckt sich!

Das mögliche Reiseziel 2012 Huangshan in der Provinz Anhui verhüllte sich vor mir

 

Ein Nachtrag noch zum Transfer an den Flughafen von Beijing: Noch nie seit den über 20 Mal, die ich in China war, hatte ich so einen Taxifahrer. Er sprach ausgezeichnetes Hochchinesisch, nicht wie die meisten andern, welche ihren Er-Hua (Beijing-Dialekt) in einem Tempo vortragen, dass einem schwindlig wird und sich dann auch noch wundern, dass man sie nicht versteht. Er erzählte mir - immer wieder unterbrochen von einem Lachen, dass direkt dem Hoss von der Serie Bonanza (die Jungen unter den Lesenden kennen den nicht...) hätte entsprungen sein können - wie glücklich und zufrieden er sei mit seinen 2000 Yuan im Monat (ca. CHF 300) und alles habe, was er brauche. Er regte sich doch tatsächlich auf, über all die hupenden Fahrer, denn die hätten doch alle keine Fahrtechnik; darum würden sie ständig hupen. Zudem erzählte er mir von der Situation in Europa, v.a. von den Streiks in Frankreich und zeigte mir damit, wie aktuell er informiert war. Ein wirklich erfrischendes Erlebnis.

 

In Huangshan-Stadt angekommen, wurde ich abgeholt und ins Hotel gebracht, von wo aus ich am nächsten Tag nur mit den nötigsten Sachen zum Berg aufbrach. Nach einer Stunde Fahrt musste ich in Tangkou auf den Bus umsteigen und fuhr von dort weiter zur Talstation der "Wolkental-Gondel". Von dort ging es hoch auf den Berg, d.h. es ist nicht nur ein Gipfel sondern ein ganzes Gebiet von Gipfeln und Schluchten, welches sich dort erstreckt. Ganz typisch sind die Granitgipfel mit den einmaligen Kiefern, welche so oft auf Landschaftsbildern zu finden sind.

 

Das Gebiet wird von insgesamt drei Bahnen erschlossen, aber selbstverständlich kann man auch rauf- und runterlaufen. Wegen dem schlechten Wetter dachte ich allerdings nicht eine Sekunde daran, hinauf zu wandern. Oben hat es mehrere Hotels. In einem davon, dem Shilin-Hotel (hier Shi nicht für Stein, sondern für Löwe... nur, falls jemand an den Shilin, den Steinwald bei Kunming dachte), übernachtete ich.

 

Der Berg Huangshan ist UNESCO Welterbe und gilt als eines der schönsten Berggebiete ganz Chinas (das merkt man übrigens auch am exorbitanten Eintrittspreis von 230 Yuan). Im Süden der Provinz Anhui gelegen, ist sie zudem vor allem für Reisende aus Shanghai und der noch näher gelegenen Stadt Hangzhou gut und rasch erreichbar (von Hangzhou aus in drei Stunden per Bus über eine neue Autobahn). Zwischen Hangzhou und Shanghai wird übrigens exakt am 26.10.2010 die neuste Transrapid-Strecke eröffnet mit Fahrzeiten auf dieser Strecke von noch 40 Minuten. Vor 13 Jahren habe ich diese Strecke in einer mehrstündigen Zugfahrt von Shanghai aus hinter mich gebracht. Die Strecke soll dann noch verlängert werden bis nach Huangshan-Stadt.

 

Eine kleine Anekdote zu meinem Aufenthalt auf dem Berg: In vielen Hotels gibt es kleine Läden, so auch im Shilin-Hotel. Dort wollte ich am Abend noch ein paar Dinge einkaufen. Als ich den Preis hörte, fiel ich beinahe auf den Rücken und fragte dann den Preis jedes Artikels. Der Verkäufer machte mich auf die Preisschilder aufmerksam und sagte, dass man hier nicht handeln könne, schliesslich sei alles angeschrieben und die Preise von daher also fix. Ich sagte, ich will gar nicht handeln, ich hätte die Schilder übersehen und würde deshalb das Teuerste zurücklegen (Cashew-Nüsse für 45 Yuan). Ich solle sie doch nehmen, meinte er, sie kosteten nur 40, sagte er. "Ich will gar nicht handeln", sagte ich und er, "ja, kann man auch nicht, die Preise sind fix". So ging das während dem Zahlen hin und her. Als ich die Sachen nehmen und gehen wollte, fragte der Verkäufer, ob ich nicht doch noch diese Cashew-Nüsse für 30 Yuan haben möchte. Soviel zum "hier kann man nicht handeln". Ich nahm sie nicht.

 

Auf dem Berg verbrachte ich eine Nacht, um möglichst auch einen Sonnenaufgang erleben zu können. Aber es scheint so, als möchte mich der Berg nochmals sehen. Das Wetter war schon am Sonntag bei der Ankunft neblig und teilweise regnete es, am Montag war es dann vollends miserabel. So fuhr ich vom Huangshan wieder herunter, ohne ihn wirklich gesehen zu haben. Die Fotos unten belegen das eindrücklich. Aber manchmal ist auch Nebel spannend.

 

Es geht bei diesen "Planungsreisen" für mich jeweils auch darum, ein Gefühl für die Menschen, die Gegend, die Anreise, die Hotels etc. zu bekommen, bevor ich entscheiden kann, ob das Reiseziel für eine nächste Gruppenreise taugt oder nicht. Und von daher ist es nicht mal schlecht, habe ich mich gefühlt wie der Asiate, der auf dem Jungfraujoch steht und den Aletschgletscher nicht sieht. Das kann eben auch passieren und man hat dann in der Regel nur diese eine Gelegenheit. Ich werde allerdings wohl wieder kommen.

 

 

Herzliche Grüsse in die Schweiz

 

25.10.2010/Jürg Wiesendanger

 

 

 

SO präsentierte sich mir der Huangshan, UNESCO-Welterbe, in der Provinz Anhui, im geologischen Museum am Fusse des Berges bei der Talstation der Gondelbahn (übrigens ein schweizerisch-österreichisches Produkt; gerade bei einer Gondelbahn bin ich da jeweils nicht ganz unglücklich).
Und DAS war mein erster Eindruck dieses Berges der Berge. Ein berühmter chinesischer Dichter und Maler soll einmal gesagt haben, dass wer diesen Berg gesehen hat, keinen andern Berg mehr besteigen muss. Vielleicht ja, aber dann müsste man ihn zuerst mal sehen.
Dieser Eindruck war nahezu das Beste, was ich vom Berg zu sehen bekam. Alles verschwindet in einem Meer aus Woken und Nebel.

Die Wege dort oben sind hervorragend ausgebaut. Überhaupt ist alles sehr sauber. Das habe ich nun schon öfters erlebt, wenn es sich um ein UNESCO-Welterbe handelt.

Sobald man ein paar Meter von den Hotels wegläuft, ergeben sich auch Momente der Einsamkeit und Stille... bis irgendwo ein Chinese laut herum zu schreien beginnt. Sie mögen es einfach laut und scheinen absolute Stille irgendwie schlecht zu ertragen. Dann müssen sie einfach mal wieder schreien.

Hier eine Felsnadel, an der ich bei meinem Wiederaufstieg aus dem "Xihai", dem Westmeer vorbeikam.
Hier nochmals ein Blick in eines der Täler. Es würde also an sich munter rauf und runter gehen, aber da ich nicht so viel sah, lief ich nicht in jedes Nebelloch rein.
Dieser Stein ist ein gutes Beispiel für die blumigen Namen, welche die Chinesen ihren Bergen und Spitzen geben. Da ist nichts mit Blüemlisalp und Wannihorn. Hier gibt es Namen wie "Gipfel des beginnenden Glaubens" oder "Lotosblütengipfel" oder "Gipfel der himmlischen Hauptstadt". Selbst die Bahn macht da mit und heisst "Wolkental-Gondelbahn". Diese Spitze hier heisst "Feilai Shi", etwa so viel wie der "dahergeflogene Stein". Der Koloss ist 12m hoch und eines der am meisten fotografierten Sujets auf dem Huangshan.
Immerhin einmal klar und deutlich: Ein chinesisches Eichhörnchen. Einen Moment habe ich daran gedacht, ihm in Photoshop Schlitzaugen zu basteln...
Hier zum Schluss der Landschaftsbilder nochmals ein "Scherenschnitt" einer Kiefer; auch sie ein Wahrzeichen des Huangshan. Der höchste Gipfel ist übrigens 1876 m hoch.
Man glaubt es kaum: Obwohl es mittlerweile drei Gondelbahnen zu den Gipfeln des Huangshan gibt, werden damit nur Personen transportiert. Sämtliches Baumaterial, Essen, Trinken etc. wird auf den Berg getragen (über die östlichen Stufen, länger, aber weniger steil als die westlichen Stufen). Ich konnte mich mit den Trägern unterhalten. Sie sagten mir, dass sie für den Weg vier bis fünf Stunden brauchen. Sie werden nach Gewicht bezahlt, so dass eben jeder trägt, was er schafft. Die stärksten unter ihnen würden so an die 100 kg hochbalancieren. Einer von ihnen trug halblange Hosen: Er hatte "Wädli" wie ein normaler Mensch Oberschenkel und das, obwohl alle so schlank sind, wie dieser Träger hier.
 
 
 
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