Sommerseminar 2010: Von Stock- und Speer-Armen...

Facettenreiches Taijiquan-Seminar in Ftan: Erstmals Stockunterricht, Besuch eines Journalisten, Sommer und Winter gleichzeitig, Konzert
 

Das Sommerseminar in Ftan wurde seinem Namen nicht immer gerecht: Den Sommer trafen wir auch, aber am Donnerstag durften wir auch noch am Winter schnuppern. Am Abend zeigte das Thermometer 1 Grad und am nächsten Morgen waren die umliegenden Berge vom gefallenen Neuschnee sanft verzuckert. Aber wie immer focht uns das nicht gross an, d.h. unser Programm konnten wir, dank der Turnhalle in Ftan, auch bei schlechtem Wetter durchziehen.

 

Ebenso facettenreich wie das Wetter zeigte sich das Programm für die Teilnehmenden. Als wir 1997 ins erste Sommerseminar starteten, standen noch die 24er- und die 48er-Form im Fokus. Dazu gab es ein wenig Qigong. Heute übten wir in einer Woche wie dieser folgende Faust-Formen: 24, 42, 48 sowie Chenstil 36 und 56, dazu etwas Baguazhang. Bei den Waffen sah es ähnlich breit aus: Schwert 32 und 42, Säbel 28 und Chensäbel, Speer 30 und neu auch Stock 34. Dabei ist das Programm so aufgebaut, dass eine Person in der Regel pro Woche nicht mehr als eine neue Form lernt und dazu dann noch einige zu repetierende Formen auswählt.

 

In diesem Sommerseminar wurde - wie oben erwähnt - zum ersten Mal der Stock unterrichtet, eine im Taijiquan eher seltene Waffe, auch weil die dort vorhandenen Techniken aus den Nordstilen oft gar nicht "Taiji-like", d.h. stets langsam ausgeführt werden können. Die Gruppe der ganz Fortgeschrittenen befasste sich in dieser Woche neben dem Stock auch vertieft mit dem Speer, den die meisten allerdings bereits einige Jahre üben. So klagte denn dort das eine oder andere Mitglied über einen etwas müden Arm oder eine müde Schulter. Von daher, die Titelwahl zu diesem Artikel...

 

Speziell an dieser Woche war, dass uns ein Journalist der Engadiner Post besuchte, um einen Artikel über diese seltsamen Gestalten im Gebirge zu verfassen. Nach unbestätigten Meldungen wurde das Ehepaar Derungs, Besitzer des Hotels Bellavista, in dem wir nächtigten, von einer Passantin gefragt, ob wir Schmetterlinge fangen würden. Sie hielt uns offenbar für Naturwissenschaftler oder so. Wie dem auch sei: Der Artikel in der Engadiner Post ist bereits erschienen. Hier geht es zum Online-Artikel (vielleicht schickt uns noch jemand eine Übersetzung, denn der Artikel ist selbstverständlich auf Rätoromanisch abgefasst): Link zum Artikel.

 

Das Ehepaar Derungs stellte für uns am Freitagabend zudem den Grill auf die Terrasse und lud eine Rockband zur Abendunterhaltung ein. Es war wohl für die meisten Teilnehmenden das erste Mal in ihrem Leben, dass sie rätoromanischen Rock hörten. Selbst Silas war da nicht mehr zu halten und rockte unter der Anleitung von Fränzi kräftig mit. Das Haareschütteln gefiel ihm dabei am besten.

 

Sehr berührt hat uns die von Sandra iniitierte Sammlung für Lehrer Yu: Zu seinem 15. Sommerlager im Jahre 2011 planten wir, seine Frau einzuladen. Als Sandra von dieser Idee hörte, organisierte sie von sich aus eine Sammlung, so dass nun das Flugticket von Frau Yu bereits zu einem schönen Teil bezahlt ist. Danke an alle, die sich daran beteiligt haben. Ein besonderer Dank geht an Sandra für die Idee und an Fränzi für die wie immer mit viel Gefühl geschriebene Karte für Lehrer Yu.

 

Wie immer gilt: Nach dem Sommerseminar ist vor dem (nächsten) Sommerseminar. Wer sich provisorisch für das Sommerseminar 2011 in Ftan anmelden möchte (eine definitive Anmeldung muss erst anfang nächstes Jahr erfolgen), kann dies wie stets via Mail bereits jetzt machen und sich so seinen Platz für nächstes Jahr sichern.

 

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für den grossen Einsatz, den Trainingswillen, die Fröhlichkeit, die Hilfsbereitschaft und ganz einfach fürs Kommen.

 

Jürg Wiesendanger/7.8.2010



Hier einige Fotos:

Der schon traditionelle Begrüssungsapéro zu Beginn unseres Sommerseminars.
Hier der edle Apérospender: Doppelmeterpeter, beim Anstossen mit Lehrer Yu. Nochmals herzlichen Dank, Peter!
Chenstil mit den sehr Fortgeschrittenen.
Dao 28, d.h. Säbel in der Tradition des Yangstils.
Jian 42, will heissen die Wettkampfform im Bereich von Taiji-Schwert.
Wie gesagt, wurden die Langwaffen (Speer, Stock) von diesen Leuten hier besonders intensiv geübt.
Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, heizte uns diese rätoromanschisch singende Rockband am Freitagabend tüchtig ein.
Sandro an der schon zur Tradition gewordenen Vorführung am letzten Nachmittag der Woche.
Urs und Roli gemeinsam in der Chenstil-Bewegung "bei zhe kao" (mit dem Rücken brechen).
Panorama über Ftan mit Sonnenschein und viel Nebel.

Yu Laoshi, sichtlich zufrieden...

 
 
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