Wushu-Trainingswoche 11.-15. April 2011: Vom stolz sein...

 

Viele kleine Juwelen an unserer Schule!


Es ist wohl müssig darüber zu sinnieren, welche der vielen Trainingswochen, die es in der Vergangenheit schon gegeben hat, die härteste war. Die soeben zu Ende gegangene gehört aber sicher zu den intensivsten, nicht nur für die Teilnehmenden, sondern auch für die TrainerInnen. Das zeichnete sich schon in der Vorbereitung ab: Ich sass während Tagen stundenlang über dem Trainingsplan, denn es galt, insgesamt 60 Teilnehmende in ca. 10 Untergruppen zwischen 13.30 - 19.45 Uhr so zu verteilen, dass dabei die geforderten Formen, es sind mittlerweile auf alle Gruppen verteilt wohl an die 10 Formen (ohne die freien Formen der Fördergruppe), unterrichtet werden. Als weitere Schwierigkeit kam hinzu, dass nicht alle TrainerInnen täglich zur Verfügung standen und sie auch jeweils nur einen Teil der Formen unterrichten können (was logisch ist; man kann von keiner Lehrperson erwarten, dass sie alle diese Formen kennt). Aber am Schluss ging es mit einer einzigen Ausnahme immer auf (hierzu später mehr). Selbst unser Gast, Sandra Helbling vom Wushu Center Oberland, hatte immer genügend zu tun (obwohl sie in keine Gruppe passte, sondern ständig - je nach Angebot - ein bisschen wechseln musste). An dieser Stelle möchte ich Sandra auch loben für ihren ausserordentlichen Fleiss. Oft hat sie selbst in Pausen weiter geübt und wurde dabei immer wieder von den TrainerInnen unterstützt.

 

Als ich heute Sonntag meine müden Muskeln zum Auslaufen auf den üblichen ca. 1 h dauernden Jogging-Rundgang in den Unterentfelder Wald schickte, ging mir während dem Laufen noch einiges durch den Kopf. Ich spürte eine enorme Zufriedenheit darüber, was sich in der letzten Woche alles zugetragen hatte. Natürlich, als Trainer und Leiter einer solchen Schule ist man immer geneigt, zuerst nach Verbesserungen zu suchen, Schwächen zu erkennen, um in der Zukunft die Trainierenden noch besser zu fördern. Solche Dinge gab es natürlich auch letzte Woche. Aber insgesamt möchte ich auch einmal kurz innehalten und festhalten, was gut läuft.

 

Unsere Schule wird im September 25 Jahre alt (vor der Wushu Akademie war es der Verein Kung Fu Siu Lam). Für eine chinesische Kampfkunstschule ist das hierzulande ein schon fast biblisches Alter. Heute stehen wir gefestigt da und wir haben etwas, was unbezahlbar ist: Sehr erfahrene, motivierte und extrem engagierte TrainerInnen. Das ist letztlich die Basis zum ganzen Erfolg, der sich auch letzte Woche wieder gezeigt hat. Zuerst erwähnen möchte ich da Charlie Mansuy, ohne den ich den Weg zum Wushu gar nicht gefunden hätte und mit dem mich die ganze Geschichte dieser Schule verbindet. Ein nach wie vor hervorragender Trainer, den ich nicht missen möchte. Thomas Bianchi, der mir seit Jahren in diesen Wochen zur Verfügung steht und der jeden Tag früher arbeiten geht (wer Thomas kennt, weiss, dass er kein Frühaufsteher ist...), damit er rechtzeig im Training stehen kann. Monika Schmid, wohnhaft in Basel (!) und doch nicht mehr von uns wegzudenken. Sie hatte letzte Woche zwei freie Nachmittage, welche sie für den Trainingsbetrieb opferte. Yoel Berger, im Abschluss zum Arzt-Studium stehend, kam drei Mal von Bern her, um auszuhelfen. Jehmsei Keo, selber als Leader in der Fördergruppe engagiert, half aus, wenn ich ihn brauchte. Michael Totzke, der mittlerweile nebst dem Training enorm viel im Hintergrund arbeitet, war an zwei Abenden zugegen. Dann, meine Frau Rosetta, welche mir den Rücken frei gehalten hat, damit ich selber dieses Monsterprogramm ohne Beeinträchtigungen absolvieren konnte (Mo.-Mi. stand ich nach Trainingsschluss ja noch bis jeweils fast um 22 Uhr für den Taiji-Unterricht an verschiedenen Orten im Einsatz). Last but not least erwähnen möchte ich Brigitte De Simone, welche zwei Mal unser Kinder gehütet hat, obwohl dort selber die ganze Familie (zwei Kinder, zwei Erwachsene) an der Trainingswoche teilgenommen hat. Diese Dinge zeigen, mit welchem Herzblut die erwähnten Menschen sich in und für unsere Schule engagieren. Darauf, dass wir das erreicht haben, darauf bin ich stolz und es motiviert mich enorm, auf diesem Weg fortzufahren.

 

Zum Training:

Es gab eine Kindergruppe, die noch keine Wettkämpfe bestreitet, die aber bereit war, an dieser Extra-Woche teilzunehmen, um etwas Neues zu lernen. Ihr Trainingspensum war 1.5 Std. und es umfasste vor allem das Lernen von Dao (Säbel) oder Jian (Schwert). Wir schafften es in beiden Gruppen, die Formen fertig zu unterrichten, was nicht so ohne Weiteres erwartet werden konnte. Am Abend war das Training der Erwachsenen. Es dauerte 1.75 Std.. Sie trainierten in zwei Gruppen Dao und Changquan 46 (Faustform). Beide Gruppen waren derart fleissig und "gelehrig", dass wir das Programm während der Woche erweiterten. Die Gruppe "Changquan 46" übte zum Schluss sogar noch ein wenig Stock. Die Fördergruppe der JuniorInnen und Erwachsenen trainierte in zwei Blöcken à je 2 Std. Sie wurden zumeist von Lehrer Fan, von Charlie oder dann von Michi oder Jehmsei unterrichtet. Zum Schluss blieb noch die grosse Gruppe der WettkämpferInnen der JuniorInnen und der Kinder (Grenze dieses Jahr ist der Jahrgang 1999). Auch sie trainierten jeweils in zwei Blöcken à je 2 Std.

 

Es liegt mir jeweils fern, jemanden speziell heraus zu heben, denn die allermeisten haben Grosses geleistet, gingen an ihre Grenzen oder versuchten es zumindest. Es ist ermutigend, wie zahlreich sich die Trainierenden unserer Schule jeweils für diese Wochen anmelden und mit welcher Freude sie im Training ans Werk gehen. Das ist umso bemerkenswerter, als das Training sicherlich kein Zuckerschlecken ist. Trotzdem möge man mir es dieses eine Mal nachsehen, wenn ich eine Gruppe speziell erwähne: Die Kindergruppe der WettkämpferInnen. Hier sind, und damit komme ich zurück zum Untertitel, viele kleine Juwelen unterwegs. Diese Gruppe war extrem motiviert, die Kinder lernten schnell und was uns Trainer besonders überrascht hat, war ihre Bereitschaft, auch nach dem Training oder in Pausen noch weiter zu üben. Das nahm wirklich ungeahnte Ausmasse an und hatten wir so noch nie erlebt. Da war es nur naheliegend, dass sich verschiedene TrainerInnen immer wieder anstecken liessen und ebenfalls ihre Pausen opferten, um den Kindern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Am Freitag gab es einen Moment, da war in der Planung für Jan, Viktoria und Tim nichts vorgesehen (dieses Loch hatte ich bereits in der Planung gesehen; es hatte einfach keinen Trainer mehr "übrig"). Ich liess die drei unbeaufsichtigt in jeweils drei Blöcken à fünf Wiederholungen die Schwerform 32 machen, was sie tadellos meisterten. Als ich mich am Freitag während dem Training kurz mit dem bestellten Fotografen unterhielt, übernahm der zehn (!) Jahre alte Benjamin ungefragt das Kommando und liess die Gruppe weiter trainieren. Dies nur einige konkrete Beispiele, welche zeigen sollen, was für ein Geist in dieser Gruppe herrscht. Nebst allem Positiven in der Trainingswoche, war diese Gruppe das Sahnehäubchen obendrauf und ja, auch das hat mich stolz gemacht; zu sehen, was da hinter den Arrivierten "nachwächst".

 

Zum Schluss bleibt mir nur noch, mich ganz herzlich bei allen Teilnehmenden und den TrainerInnen für die tolle Woche zu bedanken. Mein Dank geht aber auch an alle Eltern, ohne deren Unterstützung wir gar nicht die Möglichkeit hätten, die Kinder derart zu fördern. Ich hoffe, möglichst alle in der nächsten Trainingswoche vom 10.-14. Oktober wieder dabei zu haben. Für all diejenigen, welche im nächsten Jahr an den Wettkämpfen teilnehmen wollen, ist die Teilnahme am Wettkampf-Vorbereitungsseminar vom 26./27. November obligatorisch. Der nächste Wettkampf ist am 19. Juni in Lausanne. Jiayou!

 

 


Jürg Wiesendanger/17. April 2011

 

Bislang kann ich erst ein Bild bieten. Weitere Bilder folgen im Laufe der nächsten Woche.

Die Kinder der Säbel- und Schwertgruppe mit einer Trainingserfahrung von 1 bis 4 Jahren übten das erste oder zweite Mal Kurzwaffen. Auf dem Bild fehlt Simeon. Interessant zu verfolgen sein wird die jährlich zunehmende Erfahrung beim "Posing". Lars (hinten rechts) zeigt bereits vielversprechende Ansätze. Ob er das bei seiner Schwester Livia "abgekupfert" hat (sie ist in der Fördergruppe der Juniorinnen)?
 
 
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