Seminar mit Lehrer Huang in Zofingen vom 3.-8. Juni 2013

Überraschung!

 

Als ich Lehrer Huang am 2. Juni mit dem Wushu-Smart am Flughafen in Zürich abholen wollte, staunte ich nicht schlecht, als noch ein weiterer Gast, namens Li Jiansong, mit ihm ausstieg. Ich hatte ihn im Mai in der Klasse von Lehrer Huang kennen gelernt und er reiste kurz entschlossen mit ihm in die Schweiz. Herr Li ist eigentlich Japaner, aber in China geboren und aufgewachsen. Er ist heute Geschäftsmann und trainiert seit 2012 in der Klasse von Lehrer Huang. Naja, seit ich 18 bin, hatte ich zuerst mit Italienern und später mit Chinesen zu tun. Beide Volksgruppen halten einen fit, verlangen ein gewisses Mass an Flexibilität und sind stets für Überraschungen gut. Herr Li wäre auch in ein Hotel gegangen, aber er freute sich ausserordentlich, als Silas ihm Asyl in seinem Hochbett anbot. Rückblickend können wir aber auf jeden Fall sagen, dass Herr Li in dieser Woche eine Bereicherung war.

 

Ansonsten hatten wir auch dieses Jahr, wie in den Vorjahren, wieder die drei Themen Tui Shou (Push Hands), Baguazhang und Chenstil 56 auf dem Programm. Wir trainierten täglich von 15.15 Uhr bis 20.30 Uhr (inkl. Samstag mit etwas anderen Zeiten). Die beiden ersten Seminare sind etwas für Liebhaber und für solche, die auch mal etwas Anderes kennen lernen möchten, ohne den Anspruch zu haben, dass dies dann gleich irgendwo als Lektion angeboten werden muss. Gerade beim Tui Shou sehen wir die gleichen Paare wie im Seminar oft auch unter dem Jahr zusammen üben, in Pausen oder vor allem nach Trainingsende. Beides ist sehr beeindruckend.

 

Baguazhang, häufig auch das Acht-Trigramme-Boxen genannt, ist bekannt vor allem durch das ständige im Kreis gehen und seine Spiralbewegungen. Entgegen seiner deutschen Übersetzung steht nicht das Boxen im Vordergrund sondern die Benutzung der Handflächen (Zhang = Handfläche). Die scheinbar ganz andere Bewegungsweise als im Taijiquan durchbricht bekannte Muster, ver- und bestärkt aber auch bereits vorhandene. Baguazhang ist nebst Taijiquan und Xingyiquan die dritte grosse den inneren Kampfkünsten zuzuordnende Stilfamilie.

 

Der am besten besuchte Kurs war der Chenstil vom Abend. Im Chenstil führen wir ja seit Jahren selber Kurse durch und freuten uns deshalb sehr, ob den zahlreichen Kursbesuchern. Neu haben wir dieses Jahr für das Jibengong, die Grundschule, die 8er-Form wieder durchgeführt. Einige wenige werden sich noch erinnern, dass wir diese Form am allerersten Seminar mit Lehrer Huang im Programm hatten. Das war im Jahre 2000!

 

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Teilnehmenden für den grossen Einsatz und die Leidenschaft, welche sie jedes Jahr an den Tag legen, bedanken. Der Austausch war wiederum sehr bereichernd und auch Lehrer Huang hatte immer wieder sichtlich seinen Spass. Die Woche war für uns hier zu Hause mit zwei Gästen nochmals anstrengender, aber eben doch auch spannend, lehrreich und lustig. In diesem Sinne sage ich schon jetzt im Tonfalle des Lieblingsdialektwortes von Lehrer Huang: "Nomol"! Bis zum nächsten Jahr.

 


Jürg Wiesendanger/15. Juni 2013



Die Gruppe mit Baguazhang und dem typischen "im Kreis gehen".
Lehrer Huang mit Baguazhang und der dritten von acht Grundübungen.

Anja Sommer und Hans-Jörg Müllhaupt im Baguazhang-Duett.

 

Patrizia Tomasi, Leiterin unserer Kurse in Zofingen, beim Baguazhang mit der typischen "bao zhang"-Bewegung ("bao" steht für umarmen und "zhang" bedeutet Handfläche).
Roli Jäggi beim Baguazhang: Unsere Seminare haben viele langjährige Stammgäste. Roli ist einer davon.
Thomas Bianchi, Trainer für Wushu und Taijiquan, beim Baguazhang.
Bei Lehrer Huang immer wieder faszinierend ist die Präsenz und die "Erdung", welche man ihm förmlich ansieht.
Hier die Gruppe mit Chenstil unter der Führung und Anleitung von Lehrer Huang. Ganz links im Bild ist Herr Li, der die ganze Woche mittrainierte.
Wie macht's der Chef? Alle Blicke sind auf ihn gerichtet. Logisch, er ist nur einmal im Jahr hier und man möchte möglichst viel aufschnappen.
So schön unser Raum in Zofingen ist: Für Fotografen ist er lichttechnisch ein Horror. Man muss bei allen Fotos stets nachträglich an einigen Reglern in Photoshop drehen, damit sie halbwegs brauchbar sind. Und doch entdecke ich jedes Jahr wieder weitere Steigerungsmöglichkeiten: Z.B. nur schon, dass nach allen Korrekturen die Farben in jedem Bild in etwa gleich sind. Aber freuen wir uns doch am Ausdruck und der konzentrierten Arbeit dieser Gruppe.
Die Schlussfoto von Lehrer Huang stammt von unserem Ausflug aufs Stanserhorn. Bis zum nächsten Jahr!
 
 
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