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Wushu-Trainingswoche 6.-10. Oktober
2014: Lehrer Yu aus Shanghai war mit dabei!
Die Wushu-Trainingswoche ist vorbei und ich gehe mal davon aus, dass die meisten das Wochenende zur Regeneration nötig haben. Nach dieser Woche kann ich das gut nachvollziehen.
Die Woche stand für die vielen teilnehmenden WettkämpferInnen ganz im Zeichen der Vorbereitung zur Schweizer Meisterschaft vom kommenden 2. November in Tuggen. Das galt für die Talentgruppen wie auch für viele WettkämpferInnen bei den Kindern. Allerdings war es bei den Talentgruppen insofern speziell, als Kevin, Pascal, Dario, Benjamin und Liana am Freitag nach Riga an einen internationalen Wettkampf geflogen sind, was im Trainingsprogramm natürlich etwas zu berücksichtigen war.
Bei den Kindern haben wir nebst der üblichen Grundschule ein zusätzliches Schwergewicht bei den Langwaffen gebildet. Hier sahen wir in den letzten Monaten, dass es ihre 2. Waffe war, die sie gelernt haben und deshalb noch nicht dieselbe Sicherheit auf den Teppich bringen, wie bei der Kurzwaffe. Die Fortschritte waren denn auch am Ende der Woche klar ersichtlich. Da alle diese Kinder früher oder später fortgeschrittenere Formen lernen, war es zudem Zeit, das Sprungtraining etwas zu intensivieren. Auch hier konnten wir schöne Fortschritte erzielen. Man übersieht gerne, wie wichtig es ist, schon bei der Einführung alles richtig zu machen und auf Exaktheit zu achten. Gerade bei den Sprüngen drängen die Kinder immer sehr rasch auf den Sprung an sich. Sie wollen sich nicht mit diesen langweiligen Vorübungen herumschlagen. Aber man kann ihnen gar nicht oft genug vor Augen führen, wie wichtig diese sind. Was einmal falsch eingeübt ist, kann nur noch mit viel Aufwand wieder heraus korrigiert werden.
Sowohl bei den Talentgruppen als auch bei den wettkämpfenden Kindern half Lehrer Yu stets mit seinem breiten Wissen aus. Wer Lehrer Yu nicht kennt: Er stammt aus Shanghai, war langjähriges Mitglied und später selbst Leiter des Shanghai Wushu-Teams. Als Aktiver gewann er drei Goldmedaillen an chinesischen Meisterschaften (1974 und 1975 mit Speer und Säbel). Er war führendes Mitglied der ersten Gruppe, welche 1974 in Amerika Wushu vorführte. Charlie und ich haben ihn 1989 anlässlich einer beeindruckenden Vorführung des Shanghai Wushu-Teams in Rom kennen gelernt. Lehrer Yu hat auch intensiv Taijiquan geübt und unterrichtet bei uns beide Disziplinen. Er ist 67 Jahre alt, verheiratet und hat einen Sohn sowie eine vierjährige Enkelin. Er hat wesentlichen Anteil am Umbau der Wushu Akademie Schweiz in den Neunziger Jahren. Er hat die Unterrichtsweise der drei Dinosaurier bei uns, also Charlie, Michi und von mir wesentlich geprägt.
Daneben gab es zudem eine sehr kleine Gruppe von Kindern, welche noch nicht allzulange dabei sind und die täglich 1 1/2 Stunden trainierten. Sie übten vor allem die 32er-Faustform, d.h. ihre erste längere zusammenhängende Form. Sie werden ab nächster Woche mit einem schönen Vorsprung in ihre angestammte Gruppe zurückkehren.
Das eigentliche Highlight - für die Teilnehmenden auf jeden Fall - war dieses Jahr jedoch das Seminar vom Abend für Jugendliche und Erwachsene, welches von Lehrer Yu selber geleitet worden ist: Das Seminar mit Sanjiegun, dem dreiteiligen Stock. Diese Waffe war zu seiner Aktivzeit eine seiner ganz grossen Stärken. Allerdings, alle, die dabei waren, werden Mühe damit haben, wenn ich hier die Vergangenheit bemühe, denn Lehrer Yu hüpfte mit dieser spektakulären Waffe eine Woche lang durch die Halle, als gäbe es für ihn kein Altern. Die Sicherheit, mit der er dieser Waffe führt und selbst die Geschwindigkeit waren für alle beeindruckend. Lehrer Yu ist ein begnadeter Lehrer, der sich Zeit nimmt und wirklich versucht, sein Wissen weiter zu geben, so dass zum Schluss alle zufrieden sind, weil sie spür- und sichtbar Fortschritte machen. Unsere SchülerInnen sind immer mit viel Engagement im Training dabei, aber in diesem Seminar haben sie noch mehr Gas gegeben als sonst schon. Kaum jemand wollte mal Pause machen, obwohl die Waffe sehr anstrengend ist (jaja, das sieht von aussen - vor allem bei Lehrer Yu - natürlich ganz anders aus). Dazu kam, dass niemand die Woche überstanden hat, in der er sich dieses wilde Ding nicht einmal irgendwo an den Kopf oder an ein Schienbein geschlagen hat. Dabei sagte doch Lehrer Yu noch: Diese Waffe sei, wie alle andern auch, dafür gedacht, den Gegner zu schlagen. Allerdings müsse man schon sehr aufpassen, dass man damit nicht sich selber schlage. Wie Recht er doch hatte. Aber alle haben sich als zähe SportlerInnen mit Nehmerqualitäten gezeigt.
Zum Schluss bleibt mir nur noch, allen für die tolle Woche unter erschwerten Umständen (sie fand ja in Oberentfelden statt, weil die Turnhalle in Unterentfelden saniert wird) zu danken. Mein Dank geht an alle, die uns im Unterricht als LehrerIn zur Verfügung standen, ganz besonders an Charlie, welcher jeden Tag vier Stunden auf der Matte stand und an meinen Sohn Sandro, der ebenfalls viele Stunden im Einsatz war. Ein besonderes Dankeschön geht auch an alle Eltern, welche uns ihre Kinder für eine Woche anvertraut haben. Es soll sogar vorgekommen sein, dass Kinder Ferien verunmöglicht haben, weil sie unbedingt an dieser Woche teilnehmen wollten... ich hoffe, die Kinder werden es den Eltern mit vielen Medaillen an der SM zurückgeben.
Bedanken möchte ich mich weiter noch bei Thomas Dutoit, der damals sofort auf meinen Hilferuf bezüglich Teppich-Transport reagiert hat und diese Woche nun mit einem Kleinlaster aufgefahren ist. Ohne eine solche Hilfe hätten wir diese Woche auf Teppiche verzichten müssen. Ein Dankeschön geht zudem an Brigitte De Simone und Brigitte Hässig, welche wiederum für ein Zvieri für alle Kinder gesorgt haben.
Ein ausserordentliches Dankeschön gilt natürlich unserem unverwüstlichen Lehrer Yu. Ich hoffe, er bleibt noch lange bei guter Gesundheit, so dass er noch einige Male bei uns in der Schweiz vorbeischauen kann.
Für die kommende SM wünsche ich allen viel Erfolg. Mögen sich die vielen Schweisstropfen gelohnt haben. Jiayou!
Jürg Wiesendanger/11. Oktober 2014
Hier nun noch ein paar Fotoeindrücke vom letzten Tag. Einen Kommentar
gibt es nicht überall. Oft sprechen die Bilder ja für sich.
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