News 2, Chinareise 2012: Wenn 750 Mio. Chinesen eine Reise machen...

Anstehen im Wudang-Gebirge

 

Mittlerweile besitzen, wie uns unser Reiseführer in Xi'an, Herr Wang erzählte, 12% aller Chinesen ein Auto. Das tönt nach wenig, aber rechnet doch mal 12% von 1.38 Mrd.! Diese und noch ein paar mehr waren in den Ferien zum Nationalfeiertag unterwegs. Unser Reiseführer erzählte uns von 750 Mio. Chinesen, welche zu Beginn der sieben Tage dauernden Ferien offenbar unterwegs gewesen sein sollen. Begünstigt wurde die Reisewut durch die Tatsache, dass die Regierung zum ersten Mal für diese Zeit alle Personenfahrzeuge unter sieben Plätze für nicht gebührenpflichtig auf allen Autobahnen erklärte. Das führte an vielen Orten zu Megastaus wie sie bei uns zu Beginn der Sommerferien (CH, D, FR) bereits länger üblich sind. Sowohl die Ferien als auch die Gebührenfreiheit gehen heute zu Ende und vielleicht wird es dann mit den Menschenmassen etwas besser, auch wenn der Eindruck für uns, dass es an jedem Hotspot viele Chinesen hat, nicht ändert.

 

Wir flogen am 3. Oktober von Beijing nach Xi'an, wo uns am Flughafen unser alter Freund und Gesamtreiseleiter, Lao Shi, empfing. Von da ging es direkt mit dem Bus ins Wudang-Gebirge. Dieses Gebirge ist das Zentrum des Daoismus und gilt der Legende nach als Geburtsort des Taijiquan (obwohl es weit wahrscheinlicher ist, dass das Taijiquan seinen Ursprung im Ort Chenjiagou hat, einem kleinen Dorf nicht allzuweit vom Shaolin-Kloster entfernt). Die heutigen Hauptattraktionen im Gebirge, die verschiedenen daoistischen Tempel, stammen überwiegend aus dem 15. Jahrhundert. Wudangshan ist ein typisch chinesisches Reiseziel und wird in der Regel nur von Ausländern mit einer Affinität zum Taijiquan besucht und/oder allenfalls zum Daoismus. Aber die Einheimischen haben diesen Berg und den einst so beschaulichen Ort sehr intensiv in Beschlag genommen, für unseren Geschmack schon etwas zu sehr. Zwar mussten wir, dank frühem Aufstehen und der neuen 8er-Gondelbahn der österreichischen Firma "doppelmayr" auf die Hauptattraktion, den etwas über 1600 m hohen Jinding unten nicht mehr allzulange anstehen, dafür haben sich die engen Platzverhältnisse oben natürlich nicht verändert. Dadurch stand man einfach oben auf dem Berg an, um zum höchsten Heiligtum vorzudringen. Immerhin sperrt die Parkverwaltung ab einer bestimmten Zahl Touristen den Berg. Die Chinesen werden mit fortschreitender ökonomischer Entwicklung mit all den Folgeproblemen für Mensch und Umwelt auch beim Tourismus konfrontiert. Wir sind gespannt, wie sich das letztlich entwickeln wird.

 

Nach dem Jinding wanderten wir hinunter zum Nanyan, einem Kloster, welches an einer Bergflanke zu kleben scheint, ohne diesen Tempel zu besichtigen. Nach dem Mittagessen fuhren wir zuerst zum Zixiaogong, dem Tempel, in dem einige Szenen zum Film "Wudang - die Tochter des Meisters" gedreht wurden. Von da ging es zu einer Vorführung einer örtlichen Wudang-Schule. Das Wudang-Wushu und -Taijiquan unterscheidet sich von den sonst bei uns bekannten Stilen und zwar nicht nur, weil die Studenten auffällig anders aussehen. Die Show hat uns gut gefallen, sie war lebendig und kreativ choreographiert. Nach der Show kehrten die meisten ins Hotel zurück, während einige Unentwegte noch den Nanyan-Tempel besuchten.

 

Der Ausflug ins Wudang-Gebirge war auf unseren Reisen immer ein aussergewöhnliches Highlight. Dieses Mal war es aber doch ein wenig beeinträchtigt von den vielen Besuchern. Auf der andern Seite war es auch ein interessanter Einblick in den chinesischen Tourismus-Alltag.

 

Nach dem Wudang-Gebirge fuhren wir zurück nach Xi'an, wo wir uns am selben Abend, dem 5. Oktober also, noch das Wasserspiel bei der Wildganspagode und die Anlage bei der Wildganspagode selber ansahen. Dabei durften wir einen neuen deutschsprachigen Reiseführer, Stefan, wie er sich nannte, kennen lernen. Nach Josef (Chinesisch ausgesprochen: Yüesefu) in Beijing war er der zweite deutschsprachige Reiseführer. Beide zeigten uns, dass die Reiseführer immer besser ausgebildet sind und auch ihr Sprachniveau sich seit den letzten Reisen nochmals verbessert hat. Das ist ein nicht unwichtiges Detail bei so einer Reise.

 

Hier erstmal ein paar Bilder aus diesen Tagen. Später folgt mehr aus Xi'an und von den Reisterrassen von Ping'An.

 

 

Herzliche Grüsse in die Schweiz

 

7. Oktober 2012/Jürg Wiesendanger

 

Chinareise Newsflash 3

 

Chinareise Newsflash 1

 

Wir hatten wiederum gutes Wetter, wenn auch die Fernsicht nicht optimal war. Der Blick zurück beim Jinding lässt erahnen, was uns oben von den Menschenmassen her erwarten würde. Ich habe dort oben dann auch kein einziges Bild mehr gemacht...
Beim Abstieg vom Jinding kommt man zum Schluss des Weges genau gegenüber des Nanyan, welcher, wie hier schön zu sehen ist, in die Bergflanke hinein gebaut ist, vorbei. Der Drachenkopf in diesem Tempel wurde u.a. im Film Karate Kid (Neuauflage mit Jackie Chan) verwendet (Kevin, danke für den Tipp).

Silas hat auf dieser Reise richtig Freude am Kontakt mit Chinesen gefunden und geht offen auf sie zu. Auch fotografieren zusammen mit Chinesen geniesst er mehr und mehr. Nur das kleine Kind hinter ihm wollte noch nicht so ganz mitmachen, auch wenn seine Mutter alles versucht hat.

Zixiaogong, noch einer der vielen Tempel im Wudang-Gebirge mit seinen 72 Gipfeln. An diesem Tempel speziell ist, dass er im Film "Wudang - die Tochter des Meisters" Filmkulisse war und dass heute im Kloster nur noch Frauen leben dürfen. So jedenfalls eine Person, mit der ich sprechen konnte.
Die Vorführung im Wudang-Gebirge, welche wir unplanmässig in unser Programm aufgenommen haben. Typisch für die Wudang-Wushuler sind die langen, hochgesteckten Haare und die Kleidung.
Hohe Sprünge gehören dann aber auch hier dazu.
"Betrunkener Stil."
Eine Säbelform...also nicht, dass die nur das Schwert hätten.
Dynamisches Anlaufen.
Interessante Variante: Habe ich so, mit dem Einhängen der Schuhe, bei einer Wushu-Vorführung noch nie gesehen.
Das Nanyan-Kloster: Wie an den Felsen geklebt.
Zum Abschluss hier noch ein Bild mit vielen Glücksbändern. Vielleicht strahlen sie ja bis in die Schweiz aus...
 
 
 
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