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News 3, Chinareise 2012: Xi'an, die alte Kaiserstadt hat heute Kohlekraftwerke in Wohnquartieren! Xi'an, zwischen Antike und Raketenindustrie
Bei einer erstmaligen Begegnung mit China ist ein Besuch von Xi'an fast nicht wegzudenken. Für uns kommt dabei noch hinzu, dass unser Gesamtreiseleiter in China, Lao Shi (der "alte" Shi, "lao" drückt hier Respekt aus), in Xi'an beheimatet ist. Des Weiteren treffen wir bei dieser Gelegenheit auch jedes Mal Leo, mit ganzem Namen Leonardo Robucci, welcher als Wushu-Student (er trainierte lange Jahre bei uns) nach Xi'an kam, hier hängen blieb und nun seit Jahren schon als Lehrer tätig ist.
Xi'an war während 1300 Jahren Sitz verschiedenster Dynastien. Dabei herausragend und Anziehungspunkt für Millionen von Touristen, die jedes Jahr nach China kommen, ist die Terrakotta Armee, welche von Hunderttausenden von Zwangsarbeitern über Jahre als Teil der Grabanlage des Kaisers Qi Shi Huangdi erbaut worden ist (im 3. Jh. v. u. Z.). Als Ausgangspunkt der Seidenstrasse war Xi'an ein Schmelztiegel und zu ihrer Zeit die grösste Stadt der Antike mit offenbar bereits über zwei Mio. Einwohnern (Ende 2011 waren es über acht Mio.).
Heute ist Xi'an ein Zentrum für alles Mögliche, nicht nur für die Kohleindustrie, sondern z.B. auch für die Raketenindustrie. Über 200 Universitäten gibt es in Xi'an. Die Stadt besitzt aber auch die längste noch vollständig erhaltene Stadtmauer Chinas mit 13 km Länge. Sie entwickelt sich rasant und macht, was alle andern grossen Städte in China auch machen: bauen und wachsen. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich das erste Mal nach Xi'an kam (1996) und ich vom Flughafen in die Stadt fuhr. Irgendwann sah ich eines von mehreren Kohlekraftwerken und dachte mir noch, dass die wenigstens einigermassen weit von der Stadt entfernt stehen. Heute stehen diese Kohlekraftwerke aufgrund des Wachstums der Stadt z.T. inmitten von Wohnquartieren mit unzähligen Wohnsilos, welche im Multipack an der Peripherie entstanden sind und gemäss Angaben von unserem Reiseführer Herr Wang zu 90% leer stehen, weil sie reines Spekulationsobjekt seien. Es gäbe hierzu sogar einen Witz, welcher in China kursiere: wenn man einen Freund in so einer Wohnsiedlung besuchen wolle, aber nicht wisse, wo er genau wohne, solle man bei Dunkelheit darauf achten, wo Licht sei...
In Xi'an haben wir uns das Wasserspiel bei der Wildganspagode, die Pagode selber sowie natürlich die Terrakotta-Armee angesehen. Als Kulturprogramm stand eine Show mit Tänzen und Vorführungen aus der Blütezeit von Xi'an, der Tangdynastie (10.-13 Jh. u.Z.). Am Sonntag trafen dann auch noch Fränzi und Brigitte bei uns ein. Sie haben lediglich die beiden letzten Wochen dieser Reise gebucht. Sie kamen nach einem Triebwerksschaden in Zürich erst mit vier Stunden Verspätung an, was uns und Herrn Shi noch etwas Zusatzaufwand bescherte, weil der Anschlussflug umgebucht und auch die Zuführung zur Gruppe umorganisiert werden musste. Wie immer klappte das Lösen solcher Probleme umgehend. Lao Shi ist in solchen Dingen unsere wandelnde Lebensversicherung.
Am 7. Oktober verliessen wir Xi'an mit dem Flugzeug nach Guilin, wo uns ein Hauch mediterranen Flairs erwartete. Der Abschied fällt uns hier immer besonders schwer, weil uns Lao Shi wieder ausgezeichnet betreut und sich, wie immer, als warmherziger Gastgeber ausgezeichnet hat.
Herzliche Grüsse in die Schweiz
8. Oktober 2012/Jürg Wiesendanger
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